✦ DAS PATRIARCHAT WÄHLT MIT ✦

✦ DAS PATRIARCHAT WÄHLT MIT ✦

Warum Gleichberechtigung eine politische, keine private Frage ist

Feminismus kann nicht auf T-Shirts, Instagram-Posts oder gut gemeinte Empowerment-Quotes reduziert werden, wenn er wirklich gesellschaftliche Veränderungen bewirken soll. Obwohl der Begriff heute häufiger verwendet wird als je zuvor, bleibt seine politische Dimension oft unterbelichtet. Gleichberechtigung wird als individuelles Ideal verkauft. Als etwas, das man durch Selbstliebe, Achtsamkeit oder finanzielle Unabhängigkeit erreicht. Doch wer feministische Kämpfe ernst nimmt, muss anerkennen, dass sie immer auch strukturell geführt werden. Und damit: politisch.

✹ SYMBOLPOLITIK STATT SYSTEMWANDEL

Zwar ist die Repräsentation von Frauen* und queeren Personen in Medien und Popkultur sichtbarer geworden, doch reale Machtverhältnisse bleiben erstaunlich stabil. Die mediale Inszenierung von "Female Empowerment" ersetzt keine politische Teilhabe, keine fairen Gesetze und keine gerechten Löhne. Gleichberechtigung ist keine Frage der Darstellung, sondern eine der Umverteilung.

So lange Care-Arbeit überwiegend unbezahlt geleistet wird, reproduktive Rechte unter ständigem politischen Druck stehen, marginalisierte Lebensrealitäten kaum Eingang in politische Entscheidungsprozesse finden und geschlechtsspezifische Gewalt nicht ernsthaft bekämpft wird, bleibt feministische Veränderung an der Oberfläche. Was gebraucht wird, ist kein wohlklingender Diskurs, sondern radikale, legislative, strukturelle Konsequenz.

✹ DAS PRIVATE IST POLITISCH, UND UMGEKEHRT

Der berühmte Satz aus der zweiten feministischen Welle bleibt aktuell: "Das Private ist politisch". Die Art und Weise, wie wir Beziehungen führen, wer wie viel Care-Arbeit übernimmt, wer welches Risiko auf dem Heimweg trägt, all das sind keine individuellen Zufälle, sondern Ausdruck politischer Entscheidungen, Gesetzgebungen und gesellschaftlicher Prioritäten.

Feministische Forderungen dürfen deshalb nicht an der Haustür enden. Wer sich für Selbstbestimmung, Gerechtigkeit und Gleichwertigkeit einsetzt, muss auch fragen: Welche Parteien stärken diese Werte? Welche Gesetzesvorhaben zementieren sie? Und welche verhindern sie?

✹ POLITISCHE TEILHABE ALS FEMINISTISCHE PRAXIS

Politisches Engagement bedeutet nicht zwingend Parteizugehörigkeit oder akademischen Aktivismus. Es beginnt mit dem Bewusstsein darüber, dass jede Stimme zählt und jede Untätigkeit ebenfalls. Wahlbeteiligung ist kein rein bürgerliches Ritual, sondern ein direkter Ausdruck davon, wessen Lebensrealitäten ernst genommen werden. Und wessen nicht.

Ein feministischer Anspruch, der sich nicht mit politischer Realität auseinandersetzt, verliert seine Wirksamkeit. Denn Rechte sind nicht selbstverständlich. Sie werden eingefordert, erkämpft und sie können auch wieder verloren gehen.

✹ VOM INDIVIDUELLEN WUNSCH ZUR KOLLEKTIVEN VERÄNDERUNG

Die Zukunft feministischer Bewegungen liegt nicht im endlosen Optimieren des Einzelnen, sondern in der Transformation des Kollektivs. Es reicht nicht, patriarchale Narrative auf persönlicher Ebene zu hinterfragen. Sie müssen im System selbst aufgedeckt, dekonstruiert und ersetzt werden. Und das geschieht dort, wo Macht organisiert wird: In politischen Strukturen, Gesetzen, Budgets und Gremien.

Ein feministisches Leben ohne politischen Anspruch ist möglich. Aber es ist oft wirkungslos. Wer wirklich feministisch leben will, muss bereit sein, auch dort unbequem zu sein, wo Entscheidungen getroffen werden. Nicht nur im eigenen Feed, sondern im Wahllokal, in Initiativen, in öffentlichen Debatten.

✦ CONCLUSION

Feminismus ist keine Marke, sondern eine Haltung, die sich in Taten übersetzen muss. Und Politik ist das Werkzeug, mit dem diese Taten Wirkung entfalten können. Wer Gleichberechtigung will, muss bereit sein, auch für sie zu kämpfen. Nicht nur im Privaten, sondern vor allem im Öffentlichen. Denn das Patriarchat wählt mit. Die Frage ist: Tun wir das auch?

-Elly & the Cult

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